Blutkeiler und alle, die es werden wollen

  • Solange ich denken kann bestimmten die Rufe der Tollums und Murdanten den Takt in meiner Umgebung. Mein Vater tat immer so, als wäre dies bereits seit der Zeit so, als die wilden Stämme meiner Heimat vom König besiegt wurden und ihm meine Vorväter die Treue schworen. Vom Tage meiner Geburt an war es mir vorherbestimmt, dass ich in der Armee beitreten und für Torin kämpfen würde und genau genommen war ich Soldat, seit ich denken konnte. Ich wurde in einer der Garnisonen an der Ostgrenze Tarsiens geboren. Mein Vater, und vor ihm sein Vater waren dort stationiert. Meine Mutter gehörte zu jenen Frauen, die sich im Tross der Armee von dem ernährten, was nach der Schlacht übrig blieb, immer in der Hoffnung, einen der Soldaten für sich zu gewinnen. Sie hatte Glück. Wir lebten das Leben einfacher Soldaten. Feldarbeit und militärischer Drill wechselten mit den Jahreszeiten. Als ich laufen konnte, steckte mich mein Vater in meine erste Rüstung und spätestens als ich die Länge eines Schwertes überragte wurde ich Teil jener Armee. Als ich etwa vierzehn Jahre alt war fiel mein Vater bei einem der Feldzüge gegen die Orks, die die Gegend terrorisierten. Um nicht den elenden Hungertod zu sterben oder sich wie die Ratten von dem ernähren zu müssen, was der Tross der Garnison wegwarf, suchte sich meine Mutter einen neuen Gönner. Nachdem sich mein Stiefvater eingenistet hatte, sorgte er dafür, dass man mich versetzte. Mit ein bisschen Glück landete ich zwei Jahre später in der Garnison in der nähe Larkors.


    Mit fast dreißig Jahren war ich dann der dienstälteste Murdant in meiner Garnison, ich hatte zwei "Kriege" gegen die Orks mitgemacht und überlebt und ich hatte meinem Tollum mehr als einmal das Leben gerettet. Sei es nun vor den Orks oder einer der Huren in unserem Tross, mit denen er sich regelmäßig einlies. Zum Dank dafür hat man mich entlassen. Zu alt, haben Sie gesagt. Die Armee ist zu groß, die Orks werden weniger, mein Sold wäre zu teuer. Zum Abschied haben Sie mir einem Hof und etwas Land überlassen. Diese Heuchler! Eine Windschiefe Hütte ohne Dach vor der Stadtmauer und ein nasses Feld über der alten Kadavergrube von Larkor sollten meine Zukunft sichern. Ich habe sie gegen ein Maultier eingetauscht. In den letzten Jahren meiner Dienstzeit hörte ich Gerüchte über einen Trupp Söldner, der ab und zu in der Gegend von Grünau, unweit von Larkor, auftauchte. Ich beschloss, mich ihnen anzuschließen. Zu alt für den Kampf fühlte ich mich noch lange nicht und den Hungerlohn den die Armee zahlte würden sie schon abwerfen.


    Schon bald nachdem ich mein Kreuz unter den Artikelbrief der Blutkeiler gesetzt hatte, begann meine erste Reise in ein neues Land. Es roch nach Geld auf Mythodea und die ersten Siedlungszüge boten reichlich Gelegenheit, mein Handwerk auszuüben und mein Können zu beweisen. Die Blutkeiler zogen mit den Anhängern der großen Mutter. Ein Glücksfall der uns nahe an unsere Auftraggeber führte. So kamen wir recht schnell in Sold bei einem Krieger aus Eire. Sein Name war Tuachal ó Simmens, der bald zum Heerführer über Terras Kinder erkoren wurde. Unter seiner Führung und dem Kommando von Hauptmann Ragnar Helmbrecht schlug ich meine ersten Schlachten auf unbekanntem Boden.


    Doch auch unsere neuen Feinde verstanden sich auf die Kriegskunst und allerlei verderbtes Handwerk. Somit lernte ich in den ersten Feldzügen unsere Gegner das eine oder andere Mal auf schmerzhafte weise kennen. Es kam der Tag, da uns der Heerwurm des schwarzen Eises im ungünstigsten Augenblick begegnete. Die Krieger Terras waren ausgezogen und nur ein kleines Kommando, darunter die Blutkeiler, stand im Lager zur Verteidigung bereit als das schwarze Eis einige Schwärme gegen uns ziehen lies. Aber eine mächtige Waffe stand auf unserer Seite, denn Terras Avatar, das lebende Abbild der großen Mutter war mit uns. So stürmten wir gegen den Feind bevor dieser sich formieren konnte. Doch es waren zu viele und wir Siedler ohne Führung. So zersprengten sich die Kämpfer und ich geriet bald hinter die feindlichen Linien und in die Hände eines verderbten Magiers. Noch auf dem Schlachtfeld machte er sich daran, meinen Geist zu vergiften und mich unter sein dunkles Joch zu zwingen. Zu meinem Glück wendete sich der Kampf noch einmal und bevor diese schwarze Seele ihr Werk vollenden konnte war es die große Mutter höchst selbst, die mich der dunklen Welt entriss, als ihr lebendes Abbild über den Zauberer herfiel und Ihn mit nur einem Hieb auf dem Boden Zerschmetterte. Ich selbst wurde hernach von einem seltsamen Licht und einem tiefen Gefühl der Wärme durchströmt, das alles Dunkle aus meinem Geist spülte. Seit diesem Tag lebe ich in tiefer Dankbarkeit der großen Mutter gegenüber.


    Im Großen und Ganzen jedoch waren die letzten sieben Jahre und mein Leben bei den Blutkeilern nicht das schlechteste. Die Mythen und Geschichten über diese Welt spülten Jahr um Jahr neue Glücksritter herbei. Einige davon schlossen sich den Blutkeilern an und ein paar hatten auch das Glück, ihr erstes Aufeinandertreffen mit dem schwarzen Eis oder dem Untod zu überleben. Unser Dienstherr Tuachal wurde in der Zeit von den Elementen auf Mythodea geprüft und zum Archon gekührt, zum Herren und König über den Süden des Kontinents. Er erhob einen der Blutkeiler in den Stand eines keltischen Kriegers und gewährte meiner Truppe weitreichende Privilegien. Die Blutkeiler unterhalten eine Garnison in Caladh Maháir und da die Truppe langsam zu groß wurde, beförderten mich die Blutkeiler wieder in den Rang eines Murdanten. Mit diesem Kommando innerhalb der Garnison sollte auch meine Zukunft in diesem Land, das meine neue Heimat geworden war, für die nächsten Jahre gesichert sein.

    Unter den vielen Kriegern, die in der Zeit meinen Weg kreuzten fand sich schließlich auch eine besondere Seele. Eine Frau aus meiner alten Heimat, die ich in Larkor aufgesammelt und deren Weg sie auch in dieses Land geführt hatte. Aber dies ist eine Geschichte, die Ihr vielleicht an einem anderen Lagerfeuer zu hören bekommt.

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